Ausgabe 4 // August 2022 (Vorschau) | Arbeitsschutz - aber sicher!

1 6 // Rückenschmerzen, Beschwerden in Schultern, Nacken oder Knie – solche Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE) sind die häufigste Ursache für krankheitsbedingte Fehltage. Besonders betroffen: Das Bau- und Ausbaugewerbe, vor allem Männer über 50 Jahre. Laut aktuellem IKK-Bericht „Gesundheit im Handwerk 2022“ fiel jeder Beschäftige aus diesem Bereich im Durchschnitt 23,8 Tage im Jahr 2021 krankheitsbedingt aus. Dabei wiesen mehr als 42 Prozent aller Krankheitstage MSE als Diagnose auf. Ursache sind besonders belastende Tätigkeiten wie Arbeiten über Kopf oder das häufige Heben schwerer Gegenstände, sei es beim Trockenbau oder der Elektro-, Sanitär- und Heizungsinstallation. H underte Unternehmen weltweit nutzen heute bereits Exoskelette von Ottobock, um ihre Mitarbeiter an physisch herausfordernden Arbeitsplätzen zu entlasten. Das sind wichtige Schritte hin zu dem Ziel, das Dr. Sönke Rössing, CEO von Ottobock Bionic Exoskeletons, gemeinsam mit seinem Team stets anstrebt, nämlich eine gesündere Arbeitswelt zu schaffen. In diesem Fachbeitrag erläutert Rössing „sicheres Heben und Tragen mit Exoskeletten“. GESÜNDERARBEITEN MIT EXOSKELETTEN Aus dieser Problematik – in Kombination mit einer alternden Belegschaft und einem Mangel an Fachkräften – resultiert ein Bedarf an neuartigen Hilfsmitteln. Exoskelette sind eine Lösung, die es Menschen ermöglicht, ihrem anspruchsvollen Berufsalltag langfristig gesundhei tsschonend nachzugehen. Exoskelette und ihre Funktion Ein Exoskelett („AußenSkelett“) ist eine am Körper getragene Stützstruktur, die Muskeln, Gelenke und Knochen bei spezifischen Tätigkeiten entlastet. Je nach System werden unterschiedliche Körperpartien unterstützt, wie Rücken, Schulter, Arme, Beine, Handgelenke oder Finger. So verhindern sie eine Überbelastung des Körpers und tragen präventiv zur Gesunderhaltung bei. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen zwei Exoskelett-Typen: Es gibt zum einen motorbetriebene Exoskelette und zum anderen mechanische Exoskelette. Die motorbetriebenen Systeme verfügen über elektrische oder pneumatische Antriebe. Sie benötigen eine externe Energieversorgung, wie eine Batterie. Aktuell sind diese Modelle meist schwerer und deutlich teurer als Exoskelette, die mit körpereigener Energie funktionieren. Biomechanische Exoskelette unterstützen, indem sie Kräfte im Körper umleiten und Energie zwischenspeichern. Diese Technologie bezeichnet man als „Energy Harvesting“: Beim Absenken des Oberkörpers oder der Arme wird Energie „geerntet“, die dann zielgerichtet freigesetzt wird, wenn Belastungsspitzen in der Schulter oder für die Wirbelsäule auftreten. Anwendungsbereiche für Exoskelette Tausende Unternehmen weltweit setzen solche Exoskelette bereits ein, zum Beispiel in der Automobilmontage, bei der Wartung von Zügen oder in der Logistik. Auch im Handwerk und auf Baustellen sind die Hilfsmittel immer mehr im Kommen. Denn auch dort gibt es viele Arbeitsplätze, die sich nicht automatisieren oder ergonomischer gestalten lassen. Hier kann der Einsatz von Exoskeletten als Teil der persönlichen Schutzausrüstung eine sinnvolle Lösung sein. Ein Beispiel ist das Modell „Ottobock Back“, das zum Heben und Tragen schwerer Gegenstände entwickelt wurde. Das Exoskelett unterstützt Menschen etwa beim manuellen Einrichten und Absichern der Baustelle, beim Tragen von Materialien und Geräten, bei der Vorbereitung von Baustoffen, beim Beladen und Ausräumen von Fahrzeugen oder bei der Lagerung von Arbeitsgegenständen. Dabei kommt die Lösung ohne Stromversorgung aus: Das Exoskelett nimmt die Last im Schulterbereich auf und leitet ihre Energie in die Oberschenkel weiter. Bei der Beugung in der Hüfte, etwa wenn der Träger sich nach vorne Das Exoskelett unterstützt beim Heben und Tragen. T O P - T H E M A

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