Ausgabe 1 // Februar 2023 (Vorschau) | Arbeitsschutz - aber sicher!

// 3 E D I T O R I A L Als die beiden Kollegen wieder vom Dach kamen, drückte ich ihnen nicht nur ein paar Ausgaben unseres Magazins in die Hand, sondern sprach sie auch auf die Situation an. Ein Klassiker, der erste Satz: „Das machen wir immer so.“ Aber das wusste der junge Mann auch, dass dies kein schlüssiges Argument ist. Auch war ihm bekannt, dass sein Metier zu den führenden Handwerksbranchen zählt, was die tödlichen Arbeitsunfälle betrifft. Und schon kamen einige Argumente, die zumindest begründen, warum sein Kollege und er – wie wahrscheinlich unzählige andere seiner Kollegen in Deutschland auch – tagtäglich dieses Risiko eines schweren Unfalls eingehen. Er hatte im Auftrag des Vermieters am Nachbarhaus eine gebrochene Schindel irgendwo mitten auf der Dachfläche auszutauschen. Eine Tätigkeit, für die sie an diesem Tag keine 15 Minuten benötigt haben. „Wenn wir aber einen sicheren Zugang anbringen, uns auch auf dem Dach richtig absichern, das alles benötigt viel Zeit und Aufwand und letztlich Mehrkosten. Das bezahlt der Kunde nicht“, sagte der Mann. Hat er wahrscheinlich recht, zumindest solange es immer wieder Anbieter gibt, die wie er in diesem Fall auf Sicherungsmaßnahmen pfeifen, um einen günstigen Preis beim Kunden halten zu können. Erst wenn alle oder zumindest alle relevanten Handwerker in ihren Branchen sich klar zu den gesetzlich geforderten Sicherheitsmaßnahmen bekennen und die auch regelmäßig umsetzen und entsprechend auch in ihren Aufträgen mit berechnen, erst dann glaube ich werden schwere Unfälle mit tödlichen Folgen vielleicht einmal bei uns gen Null tendieren. Ich wünsche den beiden Dachdeckern und auch allen anderen, die regelmäßig Gefahren bei ihrer Arbeit ausgesetzt sind, dass ihnen ihr Chef den Schutz der eigenen Person nicht nur zeitlich ermöglicht, sondern dies sogar anordnet. Bleiben Sie alle gesund! Was sagen Sie dazu? Ich würde mich über Zuschriften und Meinungen freuen. Doch nun erst einmal viel spannendes Lesevergnügen mit der Ihnen jetzt vorliegenden Ausgabe unseres Fachmagazin Arbeitsschutz – aber sicher!, das wieder eine Mischung aus informativen Geschichten, lehrreichen Fachbeiträgen und Neuigkeiten aus der Branche beinhaltet. Bleiben Sie gesund, Ihr Liebe Leserinnen und Leser, Anfang des Jahres waren Dachdecker bei uns in der Straße zugange. Zwei Mann, eine lange Anlegeleiter aus Aluminium kletterten sie beide auf das Dach des Nachbarhauses mit Schrägdach. Keine Sicherung in irgendeiner Form – weder gegen ein Verrutschen der einfach auf dem Gehweg platzierten Leiter, noch dass sich einer der beiden Männer gegen Absturz aus den gut zehn Metern Höhe gesichert hätte. Und das alles auch noch bei dem typischen niederrheinischen Landregen: Dieser feine Nieselregen ist für das Auge kaum sichtbar, zieht aber durch sämtliche Kleidung und durchnässt alles – auch die Dachschindel, die dadurch nicht unbedingt trittsicherer wird. Ein Klassiker, der erste Satz: „Das machen wir immer so.“ // Foto: Camillo F. Kluge Camillo F. Kluge BITTE NICHTAUF SICHERHEITSMASSNAHMEN PFEIFEN!

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