Ausgabe 2 // 2025 April (Vorschau) | Arbeitsschutz - aber sicher!

16 // TOP-THEMA Rückwirkend betrachtet, ist es ein großes Geschenk, dass ich vor über dreißig Jahren ganz unten in der Hierarchie auf den Baustellen begonnen habe. Die Entwicklung zum übergeordneten Baustellenleiter hat mir alle Blickwinkel der Baustellen-Beteiligten nähergebracht. Und da sind wir schon mittendrin in der Arbeitssicherheit. In der ersten Phase, als irgendein Baustellenmitarbeiter von vielen, ist der Blickwinkel nur auf die eigene Arbeit und die eigenen Interessen gerichtet. Es geht darum, nicht im Fokus zu stehen, wenn es um Zeitverzug, Behinderungen oder sonstige außertourliche Anomalien geht. Die Maxime lautet, Auftrag bekommen und diesen so schnell wie möglich abarbeiten, damit der maximale Gewinn mitgenommen werden kann. Da ist kein Platz für Arbeitssicherheit, denn diese verursacht nur zusätzliche Kosten und stiehlt Zeit, die viel besser in der Projektabarbeitung investiert ist. Außerdem ist das sowieso alles übertrieben mit der Arbeitssicherheit. Wo gehobelt wird, da fallen nun mal auch Späne. Wir passen schon auf. Ist bis jetzt ja auch nix Ernstes passiert und wir machen das schon so viele Jahre. Erst als ich selbst in eine Führungsposition kam und für eine Baustelle und eine Mannschaft verantwortlich war, bekam der Sicherheitsgedanke einen ganz anderen Stellenwert. Plötzlich ging es darum, alles dafür zu tun, damit niemandem etwas passiert. Jetzt konnte ich es kaum verstehen, dass die Leute sich so gegen Sicherheitsmaßnahmen wehrten. Schließlich wollte ich doch nur für alle das Beste. Damals kreierte ich mein Credo: Wir wollen Baustellen nicht mit Blut bezahlen. Schlimm daran ist, dass dies jene Menschen, die es betrifft, also die Mitarbeiter auf der Baustelle, oft nicht so wichtig erscheint. Dabei wollen wir gerade diese schützen. Teilweise herrscht eine regelrechte Abneigung gegen Arbeitssicherheit. Es wird als zu übertrieben empfunden und wer möchte sich schon ständig sagen lassen, wie er sich zu verhalten hat? Ich denke, im zweiten Punkt liegt sehr viel Potential, um die Arbeitssicherheit auf den Baustellen zu erhöhen. In dieser Ausgabe geht es um die Absicherung der Baustelle. Ein wunderbares Beispiel, wie Arbeitssicherheit auf die leichte Schulter genommen wird. Denn geht es um die Helmpflicht, kann ich das ganz schnell de- monstrieren, warum diese notwendig ist. Zu meiner Zeit gab es eine Kopfnuss, wenn ich ohne Helm angetroffen wurde. Können Sie heute nicht mehr machen, aber es gibt auch andere Möglichkeiten der Bewusstseinsbildung. Bei Absicherungen sieht es schwerer aus, da es sich meist um einen allgemeinen Schutz handelt, der nicht sofort als ein persönlicher Vorteil für mich wahrgenommen wird. Wir lassen hier auch einmal all die gesetzlichen Regelungen außer Acht. Denn würden sich alle nach den Regeln richten, bräuchten Sie diesen Artikel nicht zu lesen. Lassen Sie mich ein Beispiel aus der Praxis bringen, dass das Thema Absicherung gut beschreibt. Es geht jetzt nicht um das Thema, sondern um die Gedanken und Maßnahmen dazu. Sie können das auf jede andere Baustelle und auf jede andere Situation übertragen. Sehen Sie sich dazu das Bild an. Hier wurde im Baufeld eine notwendige 20kV Leitung aktiviert. Das diese unbedingt zu schützen ist versteht jeder, der schon einmal gesehen hat, wie eine aktive 20.000 Volt mit der Baggerschaufel gekappt wurde. Die erste Maßnahme war also, die Stelle sofort zu beschriften. Sie sehen das Schild, das direkt an der Steigleiter angebracht wurde. Die Frage, die sich bei der Arbeitssicherheit nun stellt: Habe ich alles mir Mögliche getan, um Verletzungen eines Baustellen-Mitarbeiters auszuschließen? Die 20.000 Volt Leitung ist unbedingt zu schützen, doch wann ist das ausreichend geschehen? // Fotos (3): Michael Steinbauer BAUSTELLEN RICHTIG ABSICHERN – EIN BEISPIEL B austellen-Coach Michael Steinbauer hat selbst jahrelang auf dem Bau gearbeitet, Baustellen geleitet. In seinen Kursen und Vorträgen kann er also auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen. In dieser Ausgabe findet sich statt seiner regel- mäßigen Kolumne eine beispielhafte Betrachtung, wie Bau- stellen richtig abgesichert werden.

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